Jubiläum 1986 - 75 Jahre
Das größte Nachwirken des 75-jährigem Jubiläums ist sicherlichs die Nachbildung der Gründungsfahne aus dem Jahr 1911.
Der Telzgiebel zum Jubiläum 1986
Es sollte unser bis dahin schönstes, größtes und wichtigstes Fest in unserer 75-jährigen Vereinsgeschichte werden. So begannen wir auch schon drei Jahre vorher mit den wichtigsten vorbereitungen. Da alle Unterlagen aus der Vorkriegszeit mit den vernichtenden Bombenangriffen im März verloren gingen und auch viele Zeitzeugen nicht wieder von der Kriegsfront zurückkehrten, musste die gesamte Geschichte neu ausgearbeitet werden. Dazu gehörte auch die im Krieg vernichtete Gründungsfahne von 1911.
Zum Auftakt des Jubiläums fand im Januar im Losbergspieker ein interessantes „Königstreffen“ statt. Vorsitzender Hermann Völker konnte 30 Königinnen und Könige begrüßen. Sein besonderer Gruß galt der Königin von 1929 Anna Harira, geb. Formann, der Königin von 1933 Frau Bernhardine Thiele geb. Terhechte, sowie dem Königspaar von 1938 Bruno Jansen und Bernhardine Menzel geb. Thesing.Den Tag der Fahnenweihe feierten wir im Januar am St. Sebastianustag. Eine besondere Ehre war es für den inzwischen 80-jährigen Fahnenoffizier a. D. Hubert van Bömmel, als er die Nachbildung der Fahne, die er bereits beim Jubiläum 1936 als junger Offizier getragen hatte, nach nunmehr 50 Jahren die Stufen zum Altar der St. Otger-Kirche hochtragen durfte. Eindrucksvoll erklärte unser Präses, Pfarrer Alfred Stukenkemper, die Inschriften der Fahne und die Husarenkapelle erhielten für ihre musikalischen Beiträge den Applaus der Zuhörer. Im überfüllten Saal des Kettelerhauses wurde von Sabine Kresken ein Gedicht von Willi Brems vorgetragen. Es folgte ein Gedicht der Heimatdichterin Magda Keizers über die Vereinsgeschichte und die neue Fahne. Nach dem Kaffeetrinken und Frühschoppen wurde die Fahne von begeisterten Schützenbrüdern zur Gaststätte Kresken gebracht.
Zur Generalversammlung, traditionell vierzehn Tage vor Ostern, zog der Spielmannszug der KG nach altem Brauch durch die Nachbarschaften der Stadt, um die Jahreshauptversammlung anzukündigen. 160 Schützen folgten dem Ruf und wählten Felix Lensing, Peter Doods und Alfred Dertmann erneut für fünf Jahre in den Vorstand. Mit der Bekanntgabe der Mitgliederzahl von 534und dem Wunsch nach einem schönen Jubiläumsverlauf schloss der Vorsitzende Hermann Völker die Generalversammlung 1986.Festwirt wurde in diesem Jubiläumsjahr Heinrich Terhörne aus Südlohn. Ein Festzelt wurde auf dem Busbahnhof aufgestellt, da die Stadthalle für den Empfang der vielen Gäste einfach zu klein war.
Das Jubiläumsfest
Die Höhepunkte dieses großartig organisierten Jubiläumsschützenfestes waren das Kaiserschießen am Samstag und der Festumzug am Sonntag. Das Fest begann am Freitagabend im Festzelt auf dem Kirmesplatz mit der Ausgabe der Festabzeichen und dem Dämmerschoppen der Schützen. Am Samstagmorgen erklang schon um 7.00 Uhr der Weckruf durch die Straßen der Stadt. Nach dem Antreten am Festzelt, der Gefallenenehrung am Ehrenmal durch den Präses, Pfarrer Alfred Stukenkemper, begann das Kaiserschießen, das wegen des anhaltenden Regens direkt am Festzelt stattfand. Alle ehemaligen Könige waren berechtigt, sich um die Kaiserwürde zu bewerben. Nach einem spannenden Ringen unter den Bewerbern fiel der Rest des Vogels mit dem 276. Schuss von der Stange. Vor dem Siegerschuss gab es jedoch ein Kuriosum: Gerd Kresken hatte mit seinem Schuss den „Restvogel“ heruntergeholt und wurde schon als Sieger gefeiert. Mit dem Fernrohr entdeckte man jedoch noch einen kleinen Holzring. So musste noch ein Schuss über den Endsieger entscheiden. Glücklicher Kaiser wurde dadurch Felix Lensing, der sich seine Königin von 1965, Frau Leni Lensker, zur Kaiserin erkor.
1986: Der neue Kaiser Felix Lensing nach seinem Triumph
Auf dem Marktplatz empfing Bürgermeister Bernhard Horst, Bürgermeisterstellvertreter Klaus Rems und Stadtdirektor Engelbert Sundermann die kaiserlichen Hoheiten und reichte ihnen den Ehrentrunk. Kaiserpaar und Königspaar trugen sich anschließend ins goldene Buch der Stadt Stadtlohn ein. In seiner Rede als Kaiser betonte Felix Lensing nach einem umgewandelten Zitat von John F. Kennedy: „Ich bin ein Stadtlohner“ und zu den Schützen und Gästen gab er das Kompliment nach einem Zitat von Probst Hugenroth: „Ihr seid ein herrliches Volk“. Trotz des einsetzenden Regens erfolgte noch die Kaiserparade auf dem Marktplatz. Am Abend war das Festzelt gut besucht und unter den Klängen der Skymen entwickelte sich schnell eine echte Kaiserballstimmung. Am Sonntagmorgen, nach dem gemeinsamen Hochamt in der St. Otgerkirche, folgte das Ausholen des Oberst, des Kaiserpaares, des Königspaares und der Jubiläumsthrongemeinschaft vom Cafe Zumbusch aus. Im sich anschließenden Frühschoppen wurden 8 Schützen wegen 25-jähriger Mitgliedschaft und Bernhard Höllmann wegen 50 jähriger Mitgliedschaft ausgezeichnet.
Das Kaiserpaar Felix Lensing und Leni Lensker
Vorstandsmitglieder und Offiziere, die sich in besonderer Weise für den Schützenverein eingesetzt hatten, wurden durch Oberst Alois Lensker mit dem silbernen Verdienstkreuz des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften ausgezeichnet. Dies waren Bernhard Krieger, Felix Schürmann, Richard Borgheynck, Arnold Böing, Gerhard Horstmöller, Karl Hillenkötter, Alfred Dertmann, Heinz Lammerding, Gerd Kresken und Werner Lensker. Mit dem hohen Bruderschaftsorden wurde der Vorsitzende Hermann Völker ausgezeichnet und eine ganz besondere Auszeichnung erhielt der Geschäftsführer und Archivar Alfons Resing mit dem Schulterband zum St. Sebastianus Ehrenkreuz, weil er sich für die Rekonstruktion der Vereinsfahne von 1911 und für die Erstellung des Festschrift eingesetzt hatte.
Um 14.15 traten die Schützen auf dem Platz bei Hölkers-Mühle an und marschierten zum Wenninghof, um hier die Gastvereine in Empfang zu nehmen. 12 Musikkapellen und 14 Abordnungen von Schützenvereinen zogen dann in einem festlichen Umzug durch die Stadt zum Marktplatz. Bürgermeister Bernhard Horst hielt die Festansprache. Auf dem ehemaligen Gelände des Werkes Hecking & Söhne erfolgte der Fahnenschlag. Alle geladenen Vereine marschierten dann am Kaiserpaar, Königspaar und den Throngemeinschaften vorbei ins Festzelt. Die Husaren gestalteten das Festkonzert, das durch Einlagen der übrigen Musikkapellen unterstützt wurde.
Der Besuch des sonntäglichen Kaiserballes war wohl zunächst durch ein Fußballspiel beeinträchtigt, aber zur Polonaise hatte sich doch eine große Anzahl von Schützen mit ihren Frauen und Gästen eingefunden. Bis in den frühen Morgen wurde das Tanzbein unter den Klängen der „Kolibris“ aus Bocholt geschwungen. Zum Kaffeetrinken der Frauen am Montagnachmittag hatten sich wieder viele Schützenfrauen im Festzelt eingefunden und begrüßten die Jubiläumsthrongemeinschaft, die mit blau-weiß geschmückten Fahrrädern unter dem Motto „ Wi bünt dat Loopen leed“ ins Festzelt hereinfuhren. Gegen 18.00 Uhr trafen auch die Schützen ein, die sich im Vereinslokal Kresken getroffen hatten und brachten neben der guten Stimmung auch für jede Frau eine rote Rose mit. Beim traditionellen Abschluss, dem Tanz um den Marktpütt, waren noch über 100 Paare anwesend und entlockten der „Happy Bums Band“ eine Zugabe nach der anderen. In vielen Gaststätten hielten die Schützen noch einen kleinen Ausklang des harmonisch und wunderschön verlaufenen Jubiläumsfestes, das Vielen noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird.