1911 - 1929

Alles Wissenswerte aus den Anfängen unserer Bruderschaft ...

1911  

Am 23. Juni 1911 wurde der Schützenverein »ehem. Wessendorfer« gegründet. 300 Jahre nach dem großen Stadtbrand im Jahre 1611 brachte das Jahr 1911 eine Vergrößerung des Stadtgebietes durch die Eingemeindung dichtbesiedelter Teile der Bauernschaft Wessendorf, die als Grund für die Neugründung angegeben wird, mit sich und war dann wohl auch ein Grund, einen weiteren Schützenverein, nämlich die „ehemaligen Wessendorfer“, seinerzeit manchmal auch „Neustädter“ genannt, zu gründen. Zum ersten Vorsitzenden wählte man Carl Wiesmann, Oberst wurde Andreas Imping vom Kalterweg und als Major fungierte Gerhard Sieverdingbeck. Erstes Versammlungslokal war die Gaststätte Pieper, heutiges Hotel Lembeck. Schon vier Wochen später wurde das erste Schützenfest im Zelt auf dem Platz von Cohaus gefeiert. Bei den Feierlichkeiten am Schützenfestsonntag wurde die neue Fahne mit der Inschrift „Glaube - Einigkeit- Frohsinn“ von Bürgermeister Mathias Schanz eingeweiht. Eine kirchliche Segnung der Fahne erfolgte nicht, da es bereits ein Jahr zuvor bei einer Fahnenweihe des St. Georgius-Bürgerschützencorps Schwierigkeiten gegeben hatte. Am Montagnachmittag wurde dann um die Würde des ersten Schützenkönigs gerungen. Hier gelang es dem Schützenbruder Hermann Veldscholten, geb. am 17. Febr. 1882 in Ottmarsum, einem Ortsteil unserer heutigen holländischen Partnerstadt Dinkelland, die Königswürde zu erringen. Hermann wohnte mit seiner Familie in der Hegebrockstrasse und hatte noch fünf Geschwister: Johann, Marinus, Heinrich, Theodor und Gesine. Im Jahre 1897 kam er mit seinem Vater, dem Schuhmacher Henrikus Veldscholten und seiner Mutter Hendrika geb. Wösting aus der Gemeinde Ottmarsum in der Provinz Overijssel nach Stadtlohn. König Hermann erkor sich Frau Margarete Dechering zu seiner Königin. Frau Dechering war eine Halbschwester von Gertrud Röring, der Frau des Königs und wohnte in der Blumenstraße. Der Name Veldscholten ist seit dem Gründungsjahr eng mit unserem Verein verbunden. Denn 1957 gelang es Josef Veldscholten (Vater Theodor), die Kö­nigswürde zu erringen, und 50 Jahre nach dem 1. Königsschuss wurde Bernhard Veldscholten aus der Hegebrockstraße, der älteste Sohn des 1. Schützenkönigs Hermann, Jubiläumskönig im Jahre 1961. Königin wurde Hermine Veldscholten. Zur Vogelstange sei noch gesagt, dass sie auf Antrag vom Bürgerschützencorps St. Georgius zur Verfügung gestellt wurde. Als im Jahre 1912 die Vogelstange des Wessendorfer Schützenvereins wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste, gab es zum ersten Mal Überlegungen, eine gemeinsame Schießanlage für alle drei Vereine zu bauen. Dieser Plan konnte jedoch erst viele Jahre nach dem 1. Weltkrieg verwirklicht werden.

1913

Das Jahr 1913 brachte bereits den ersten Wechsel in der Führung. Vorsitzender wurde Heinrich Niewöhner aus der Brackstraße. Neuer Major wurde Hermann Pieper, Schlichthorststraße. Die Restauration für das zweite Schützenfest wurde an Gerhard Lübbering vergeben. Das Zelt wurde hinter dem Lokal Lübbering, am heutigen Stiftsweg aufgebaut. König wurde Oberst Andreas Imping, welcher sich Frau Niewöhner zur Königin erkor. In den Jahren 1912 bis 1914 wurde die Turn- und Schützen­halle errichtet. Zu der Einweihung am Kirmessonntag, dem 5. Juli 1914, waren viele Gäste erschienen. Unter Ihnen auch die Mitglieder des Schützenvereins „ehem. Wessendorfer“ für dieses Gebäude lange als Schützenhalle zur Feier der Schützenfest diente. Einige Wochen nach der Einweihung brach der erste Weltkrieg aus, ausgelöst durch die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo. Bereits am Jahresbeginn erhielten die ersten Stadtlohner ihre Gestellungsbefehle! Der Kaiser machte mobil. Das Wort „Krieg“ löste, - für uns heute unverständlich - Freude und Be­geisterung aus. Vielerorts wurden die Reservisten mit ge­schmückten Leiterwagen weggebracht. Man sang Lieder von der Heimat, in der es ein Wiedersehen geben sollte. Aber es kam anders! Ein paar Wochen später kamen die ersten Todesnachrichten. Trauer und Entsetzen erfüllte die Ge­meinde. Nach dem Krieg 1914/18, hatte man den Verlust vieler Männer in un­serer Stadt zu beklagen, und viele, die zurückkehrten, waren durch eine Verwundung schwer behindert. Der Krieg war verloren! Er hatte eine für uns Schützen gerade erst begonnene Schützentradition jäh unterbrochen. In einem Bericht vom 1. August 1914 wird noch von einer Generalversammlung in der Wirtschaft Pieper berichtet. Auf der Tagesordnung stand u.a. „Besprechung des diesjährigen Festballes“. Er kam wegen des Kriegsausbruches nicht mehr zustande. Wegen der wirtschaftlich schwierigen Situation versucht man erst im Jahre 1920 die Schützentradition fortzusetzen.

Plakat zum Schützenfest 2013

1921

Nach 8-jähriger Unterbrechung feierte man am 11./12. September 1921 wieder ein Schützenfest aus Anlass des 10 jährigen Bestehens. Die Turn- und Schützenhalle war inzwischen, nach Einquartierung und Getreidelagerungen, wieder für Festlichkeiten hergerichtet, und so konnten die „ehemaligen Wessendorfer“ ihr erstes Fest in dieser Halle feiern. Vor dem Fest gab es noch eine Auseinandersetzung wegen des Festtermins und musste, statt im August, nun im September das Schützenfest feiern. In einem Abkommen, das schriftlich festgehalten wurde, beschloss man, die Schützenfeste im jährlichen Wechsel zu begehen, und zwar in den geraden Jahren die ehemaligen Wessendorfer und in den ungeraden Jahren die Bürgerschützen St. Georgius. Das Schützenfest 1921 wurde samstags mit Böllerschüssen eröffnet. Die Musik wurde ausgeführt von der Stadt­lohner Musikkapelle unter persönlicher Leitung ihres Diri­genten Werner Schröder. Die Musiker zeigten sich in diesem Jahr zum ersten Mal in einer schmucken Husarenuniform. So­wohl am Samstag wie auch am Montag gab es beim abend­lichen Festball eine Polonaise. Die Jugendlichen werden es heute mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen: 1921 hatten Herren unter 18 und Damen unter 16 Jahren keinen Zutritt zu den Festbällen. Bei dem Königsschießen errang Bernhard Tenhagen die Königswürde. Er erwählte sich Fräu­lein Elisabeth Barenbrügge zur Königin.

Antreten der Schützen auf dem Marktplatz.
Im Hintergrung: Gaststätte Gietmann, Buchhandlung Wüllner.
Vorstand und Offiziere im Jahr 1921

1922

Wegen der Vereinbarung mit den Bürgerschützen St. Georgius feierte man auch am 10./11. September 1922 wieder ein Fest. In einer Notiz ist zu lesen: „Da das Festprogramm sehr reichhaltig ist und dem Verein über mehrere hundert Schützen angehören, so wird das Fest bei einigermaßen gutem Wetter ein schönes Volksfest werden.“ Am 1. Schützenfesttag fand gleichzeitig die Herbstkirmes statt. Beim Vogelschießen wurde Bernhard Nathues Schützenkönig. Dieser erwählte Frau Elisabeth Prümer zur Schützenkönigin. Die Inflation machte um 1923 fast alle Stadtlohner zu „Mil¬lionären“. Doch das Geld war fast wertlos. Ein Brot kostete im August 1923 200.000 Mark, 10 Eier 500.000 Mark und ein Liter Milch 116.800 Mark. Doch das Leben ging weiter. Viele Häuser waren inzwischen an das allgemeine Stromnetz angeschlossen worden. Die Zeit der Petroleumlampe ging zu Ende. Im November 1923 gab es neues Geld, das allerdings knapp war, wie nie zuvor. Eine Billion Mark war nun gleich eine Goldmark.Schützenthron 1922

König Bernhard Nathues, Königin Elisabth Prümer v.l. Anna Twyhues, Otta Schmäing, Elisabeth Prümer, Bernhard Nathues, Frau Schmäing, Hermann Nathues, H. Prümer, H. Schmäing, sitzend: Frau Herm. Nathues, Frau Nathies, Frau Schwietering geb. Kind

1926

Am 14./15. September 1926, wiederum gleichzeitig mit der Herbstkirmes, konnte nach 4-jähriger Pause wieder ein Schützenfest gefeiert werden. Am Sonntag vor dem Fest wurde die auf der Schützenwiese in Wessendorf neu errichtete vereinseigene Vogelstange festlich eingeweiht. Böllerschüsse leiteten am Samstag das Fest ein. Am Sonntagmorgen um 11.00 Uhr zog das Bataillon vom Schützenwirt Abbing im Esch zum Marktplatz. Frühschoppen, Parade¬marsch und der Festball folgten. Der Montag begann mit einem Seelenamt für die Verstorbenen und Gefallenen. Beim Vo¬gelschießen wurde Bernhard Tenbrink mit dem 102. Schuss Schützenkönig. Als Königin erwählte er sich Fräulein Aenne Rensing. Abends gegen 22.00 Uhr bewegte sich ein endloser Fackelzug von der Schützenhalle herunter bis zur Mühlenbrücke, wo noch ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Am Dienstagnachmittag fand dann noch ein Kaffeekränzchen statt. Schützenthron 1926

König Bernhard Tenbrink, Königin Änne Resing stehend v.l: Fräulein Tombrink, Josef Krumme, Maria Gerz, Christoph Niewöhner.

1929

Aus dem Jahr 1929 haben wir nur das Königssilber vom Kö­nigspaar Bernhard Harira aus der Mittelstraße und Anna Vormann, der Großmutter unseres heutigen Kassierers Klaus-Dieter Weßing, aus der Brackstraße vorliegen. Erstaunlich ist die Tatsache, dass in diesem ungeradem Jahr, entgegen der getroffenen Vereinbarung und trotz der wirtschaftlichen Hem­mungen und der riesigen Arbeitslosigkeit ein Schützenfest zustande kam. In dieser Zeit prägten zwei Männer, Wilhelm Gertz als Oberst und Heinrich Niewöhner aus der Brackstraße als Vorsitzender, unseren Schützenverein. Sie hatten sicherlich kein leichtes Amt, denn einige Monate nach dem Schützenfest trat mit dem „Schwarzen Freitag an der Börse in New York“ ein Ereignis ein, das auch für den Schützenverein „Ehem. Wessendorfer“ schwerste Folgen haben sollte. Der Börsenkrach vom 25.10.1929 löste eine Weltwirtschaftskrise aus und brachte Elend über Deutschland. Die Amerikaner forderten ihre hohen Kredite zurück. Die Wirtschaft kam zum Erliegen. Die Arbeitslosenzahl stieg bis auf 6 Millionen an. Schützenthron 1929

Anna Föhrmann, Bernhard Harira, Christine Fohrmann, Joseph Harira,Maria Harira, Karl Niewöhner, Theresia van Almsik, Kölker, Margarete Kramer, Engelbert Demes, Anna Harira, Bernhard Kramer, Anna Demes, ?, Luise Imping, Josef Gajewiak, Johanna Lepping, Bernhard Krieger