1940 - 1950
Unsere Bruderschaft während des Krieges und kurz darauf...
1940 - 1945
Während der Kriegsjahre wurde das Schützenfestfeiern reichsweit eingestellt. Die Nazis hatten ihr Ziel erreicht. Sie waren zu einer Partei geworden, die das Leben und Denken der Menschen bestimmte.
Die Zeit von 1940-1950 war gekennzeichnet vom Krieg, der Niederlage, totaler Zerstörung, Tod und Leid, von Verzweiflung und Not. In den ersten Kriegsjahren war die Freude über die schnellen Siege, die man durch den blitzartigen Überfall auf die neutralen Staaten errang, groß. Nach nur knapp 25 Jahren Frieden schien die Erinnerung an die Schrecken des Krieges 1914-18 bereits verblasst zu sein. Besonnene Bürger dagegen lehrte der Blick auf die Landkarte, in welch schwieriger Lage sich Deutschland gegenüber den Weltmächten befand. Das Gebiet, das Hitler beherrschte, maß von Brest am Atlantik bis Stalingrad 3600 km und vom Nordkap bis EI Alarmein 4500 Kilometer. Im Zeichen der ersten Siege gab es auch in unserer Stadt viele, die überschwänglich reagierten. So erschien 1941 im "Heimatgruß der Töpferstadt Stadtlohn" , Herausgeber die NSDAP, folgender Kommentar: ,,1939 zogen unsere Söhne, genau wie Anno 1914, wiederum in einen großen, gigantischen Kampf, der zwar noch andauert, aber der Unterschied wird sein, dass nicht wie 1918, ruhmreiche Fahnen einen inneren Feind erliegen mussten, sondern dieses heutige, neue Deutschland unter der genialen Führung eines Adolf Hitler, wird mit Stolz sein Siegesbanner vorantragen, und diese große Fortsetzung des Weltkrieges wird für uns der endgültige Sieg sein. Der schönste und stolzeste Tag wird aber für uns sein, wenn ihr tapferen Söhne der Heimat nach diesem glorreichen Kriege wieder unter uns weilet" .....
Es kam anders und endete grauenvoller als man sich vorzustellen vermag. Im November 1942 begann mit der Einkesselung unserer Armee bei Stalingrad der Leidensweg von rund 300.000 Soldaten. Sie gingen ihrem Untergang, dem Tod, der Gefangenschaft und qualvollen Leiden entgegen.
Noch kurz vor dem bitteren Ende wurde unsere geliebte Heimatstadt zur "Festung Veronika" erklärt. Dieses hat sicher zum totalen Untergang beigetragen. Am 11., 21. und 22. März 1945 wurde Stadtlohn durch feindliche Bomber, in einem sinnlosen und erschütternden Drama, vollkommen vernichtet. Fast 300 Personen fanden den Tod. Alle Ausrüstungsgegenstände und auch die Fahne aus dem Jahre 1911 verbrannten. Die Königsketten beider städtischer Vereine überstanden den Krieg im Tresor der Volksbank. Die bedingungslose Kapitulation vom 8. Mai 1945 bedeutete auch die Befreiung von einem menschenverachtendem Regime.
1950: Karl Warmers, Hubert van Bömmel, Hermann Veldschulten Beim Umzug mit der ersten provisorischen Fahne
1945 – 1950
Die Zeit nach 1945 stand ganz im Zeichen von Neubeginn und Wiederaufbau einer zerstörten Stadt, von Währungsreform und Maisbrot, aber auch vom Neubeginn des kulturellen Lebens. Das Flüchtlingselend war unvorstellbar. Menschen, an gut bürgerliche Verhältnisse gewöhnt, fanden sich plötzlich zusammengepfercht in Baracken oder anderen Gebäuden wieder. Da kam es natürlich zu Spannungen. Aber in den folgenden Jahren zeigte sich der unbändige Lebensmut unserer Bürger, als sie mit Fleiß und Tatkraft in einer gewaltigen Aufbauarbeit eine neue Stadt erbauten. Es war die Zeit, als man überall in den Ruinen Menschen sitzen sah beim „Steene Picken“, d. h. Steine vom Mörtel befreien oder aber, wenn man in langen Schlangen vor dem Bäckerladen stehen musste, um mit seiner Brotmarke ein Maisbrot zu ergattern. Im Juni 1948 folgte die Währungsreform. Die Deutsche Mark wurde eingeführt. Ganz allmählich normalisierte sich das Leben wieder. Das in unserer Stadt so rege Vereinsleben erblühte wieder. Wegen eines von der britischen Besatzungsmacht erlassenen Verbotes durften sich die Schützen allerdings noch nicht wieder im Verein betätigen. In den Bauerschaften feierte man bereits 1949 wieder die ersten Schützenfeste. Wegen des Feuerwaffenverbotes der Alliierten wurde mit der Armbrust geschossen. Im August 1950 feierte der Bürgerschützenverein St. Georgius sein erstes Nachkriegs-Schützenfest. Kurz danach berichtete die Tagespresse vom Zusammenschluss der beiden Schützenvereine St. Georgius und den ehem. Wessendorfern. Sofort trat der alte Vorstand aus dem Jahre 1938 zusammen, dementierte heftig und fasste den Beschluss, zu einer Generalversammlung einzuladen. Diese wurde durch die Presse, aber auch vom Baiermann mit der großen Glocke in und um Stadtlohn bekannt gegeben. Am Sonntagnachmittag, den 25. September, zogen nach altem Brauch die Trommler durch die Straßen und luden zur ersten Generalversammlung nach dem Krieg ein. Die Gaststätte Kresken war bis auf den letzten Platz gefüllt, als der Schützenoberst von 1938, Wilhelm Gertz, die Beratungen eröffnete. Er gab bekannt, dass sich bereits 350 Schützen in die Mitgliedslisten eingetragen hatten. Man einigte sich auf die Wahl eines vorläufigen Vorstandes: 1. Vorsitzender Wilhelm. Gertz, 2. Vorsitzender Josef Stoots, Schriftführer Hans Völker. Als Beisitzer fungierten: Bernhard Thering, Heinrich Schlattmann, Clemens Naßmacher, Bernhard Eismann. Otto Schmäing, Josef Tenbrink, Josef Flügelmann, Karl Warmers, Wilhelm Hölker, Josef Völker und Josef Wassing. Zwei wichtige Beschlüsse wurden gefasst: 1. Wiederbelebung des Vereins, 2. Aufnahme von Kontakten zum Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Die Freude, nach 12-jähriger Unterbrechung bereits am 15. Oktober 1950 den ersten Schützentag feiern zu können. war riesengroß. Der Vorstand hatte ein Zelt von 600 qm angemietet, welches in der Dufkampstraße neben der Gaststätte Heming aufgebaut wurde. Beim Umzug am Sonntagmorgen gab es weder Schärpen, Degen oder Zylinder. Eine schlichte blau-weiße Fahne, getragen von den Fahnenoffizieren Karl Warmers, Hubert van Bömmel und Hermann Veldscholten sowie ein blau-weißes Festabzeichen genügten. um den Neubeginn begeistert feiern zu können.